Kommentar zu den gemeldeten Todesfällen im DGPI-Survey zu hospitalisierten Kindern und Jugendlichen mit SARS-CoV-2-Infektionen in Deutschland
Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) und der Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ)
PDF Herunterladen
Stand 17.02.2022
Im Survey der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) zu stationär behandelten Kindern und Jugendlichen mit SARS-CoV-2-Infektionen in Deutschland wurden mit Stand 13.02.2022 insgesamt 3636 PatientInnen aus 192 Kliniken und Abteilungen für Kinder- und Jugendmedizin, entsprechend etwa zwei Drittel aller Kinderkliniken in Deutschland, gemeldet. Insgesamt 156 Kinder und Jugendliche (4%) wurden auf einer Intensivstation behandelt (https://dgpi.de/covid-19-survey-update/).
Seit Beginn des Surveys im März 2020 wurden 21 Todesfälle in der Altersgruppe 0-17 Jahre erfasst. Diese Zahl liegt naturgemäß unter der Zahl der dem Robert Koch-Institut gemäß Infektionsschutzgesetz gemeldeten Fälle, stellt aber mit über 60% der offiziell erfassten Fälle nach Ansicht der unterzeichneten Fachgesellschaften eine aussagefähige Stichprobe dar. Bei 10 der verstorbenen PatientInnen wurde von den meldenden ÄrztInnen COVID-19 als todesursächlich angegeben; 6 PatientInnen verstarben in einer palliativen Situation aufgrund einer anderen lebensverkürzenden Erkrankung; 2 weitere Patienten verstarben an anderen Ursachen (z.B. schwerste Verbrennungskrankheit); bei 3 PatientInnen wurde von den behandelnden ÄrztInnen angegeben, dass ein Zusammenhang zur SARS-CoV-2-Infektion unklar sei. Todesfälle wegen PIMS wurden in Deutschland bislang nicht gemeldet.
Nach Angaben der behandelnden ÄrztInnen litten 16 der 21 verstorbenen PatientInnen an schweren Grunderkrankungen, am häufigsten (n=12) wurden schwere neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen angegeben, an zweiter Stelle standen schwere pulmonale Vorerkrankungen. Immunologische oder onkologische Grunderkrankungen wurden ebenso wie immunsuppressiv behandelte Patienten nur in Einzelfällen berichtet. Elf der verstorbenen Kinder waren unter 5 Jahre alt, 10 Kinder und Jugendliche waren 5 Jahre und älter. Gesunde Kinder ohne relevante Vorerkrankung hatten somit ein sehr geringes Risiko, ursächlich an COVID-19 zu versterben. Insofern kommt der Impfprävention von Kindern mit einem hohen COVID-19-Komplikationsrisiko eine besondere Bedeutung zu.
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) halten mit Nachdruck fest, dass jedes einzelne der Schicksale dieser verstorbenen Kinder und Jugendlichen eine Tragödie für die betroffenen Kinder, Jugendlichen und ihre Familien darstellt. Beide Fachgesellschaften verweisen darauf, dass bedauernswerterweise unabhängig von der COVID-19 Pandemie jeden Winter in deutschen Kinderkliniken Kinder und Jugendliche an respiratorischen Virusinfektionen (z. B. Influenza, RSV) versterben. Diese Feststellung relativiert keinen Todesfall, sondern weist dem Grunde nach auf die Begrenztheit ärztlichen Handelns an sich – in und außerhalb der Pandemie – hin.
Kontaktdaten:
- Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ)
Prof. Dr. Reinhard Berner, E-Mail: coronatask@dgkj.de, www.dgkj.de
- Deutsche Gesellschaft Pädiatrische Infektiologie e. V. (DGPI)
Prof. Dr. Tobias Tenenbaum, E-Mail: info@dgpi.de, www.dgpi.de