Kommentar der DGPI zur WHO Antibiotic Awareness Week vom 13.-19. November 2017

Die Hälfte der Kindern verabreichten Antibiotika ist falsch dosiert

Säuglingen und Kleinkindern wird immer noch zu häufig bei Atemwegsinfektionen ein Antibiotikum verordnet, auch wenn die Symptome nur durch eine Virusinfektion verursacht werden. Neben dem fehlenden medizinischen Nutzen und unerwünschten Wirkungen, wie z.B. Bauchschmerzen und Durchfall, kann dies auch langfristig schädlich sein. Der zu großzügige ungezielte Einsatz von Antibiotika begünstigt die Selektion und Verbreitung von antibiotikaresistenten Bakterien. Der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), Prof. Johannes Hübner vom Dr. von Hauner’schen Kinderspital in München, weist zum Anlass des Antibiotic Awareness Day der Weltgesundheitsorganisation darauf hin, dass außerdem Antibiotika bei Säuglingen und Kleinkindern häufig falsch dosiert werden.

Die DGPI hat 2017 ihre Empfehlungen zur Antibiotikatherapie von Atemwegsinfektionen bei Kindern und Jugendlichen zusammen mit weiteren Fachgesellschaften noch einmal aktualisiert. Aber auch dann, wenn die Kinder- und Jugendmediziner die richtige Dosis verordnen, heißt dies noch nicht, dass die Kinder sie auch immer erhalten. Eltern machen unbeabsichtigt Fehler bei der Zubereitung und Verabreichung von Antibiotikasäften, die in dieser Altersgruppe viel häufiger als Tabletten verordnet werden. „Eltern interpretieren Markierungen auf der Antibiotikaflasche, auf dem Messlöffel oder dem Messbecher falsch, so dass die Kinder in bis zu 50% nicht die korrekte, vom Arzt verordnete Dosis erhalten“ schließt Hübner aus den Ergebnissen mehrerer aktueller Studien. „Neben einem Rezept brauchen die Eltern klare Anweisungen, wie, wie oft und wie lange sie Ihrem Kind das Antibiotikum geben sollen.“ Hier wäre es sehr hilfreich, wenn die Hersteller den Eltern anstelle von Messlöffeln oder Messbechern geeignete Spritzen mit entsprechenden Markierungen zum Abmessen der korrekten Dosis bereitstellen würden. Die DGPI weist außerdem darauf hin, dass eine konsequente Impfung von Kindern entsprechend der Empfehlung der ständigen Impfkommission (STIKO) auch zur Verhinderung von Infektionen und damit mittelfristig zur Reduktion von Antibiotika-Resistenzen und Antibiotika-Nebenwirkungen beitragen.

Die WHO und die infektiologischen Fachgesellschaften möchten mit der Weltantibiotikawoche zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika aufrufen. Dabei sind sowohl Ärzte, als auch Patienten gefordert. Die WHO hat 2014 drauf aufmerksam gemacht, dass wir durch die Zunahme von Antibiotikaresistenzen Gefahr laufen, dass einfache Infektionen und banale Verletzungen nicht mehr behandelbar sind und unter Umständen zum Tode führen können. Die WHO World Antibiotic Awareness Week  vom 13. bis 19. November 2017 steht unter dem Motto „Think Twice. Seek Advice.”

Literatur: