Zunahme an Aufnahmen in Kinderkliniken durch Atemwegsinfektionen mit Nachweis von Respiratory Syncytial Virus (RSV)
Stand 27.07.2021
Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), der Gesellschaft für Neonatologie und Intensivmedizin (GNPI), Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie (GPP) und der Gesellschaft für Virologie / Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (GfV/DVV)
RSV-Atemwegsinfektionen treten vermehrt in den Wintermonaten, z.B. in Deutschland zwischen November und März auf. Während der Pandemie kam es am ehesten durch die Lock-Down bedingten Beschränkungen zu einem deutlich reduzierten Auftreten von RSV Infektionen im Kindesalter. In mehreren Ländern (England, Schweiz, USA) wird jedoch in den letzten Wochen ein für die Sommer-Jahreszeit untypischer Anstieg an Krankenhausaufnahmen von Kindern mit RSV bedingten Atemwegsinfektionen beobachtet. Über das Labornetzwerk der virologischen Labore werden die RSV-Infektionen in Deutschland kontinuierlich erfasst, hier zeigte sich bisher kein ungewöhnlicher Anstieg, aber dennoch für die Jahreszeit untypische Einzelnachweise (https://clinical-virology.net/de). Auch wurden in den letzten zwei Wochen vereinzelt Kinder mit RSV-Infektionen der unteren Atemwege in Kinderkliniken aufgenommen.
Die DGPI, GNPI, GPP und GfV/DVV empfehlen daher ab sofort
- RSV in die Differentialdiagnostik bei Kindern mit Atemwegsinfektionen auch im diesjährigen Sommer einzubeziehen
- und eine entsprechende Virusdiagnostik aus Atemwegsmaterialien (Rachenabstrich/Rachenspülwasser) zu veranlassen
- dies betrifft v.a. bei Kindern die stationär behandelt werden müssen oder bei denen aufgrund einer besonderen Risikokonstellation mit einem komplizierten Verlauf der RSV Infektion zu rechnen ist
Sollte es zu einem weiteren Anstieg kommen, werden die DGPI, GNPI, GPP und GfV/DVV in Absprache mit der AWMF Leitliniengruppe zur RSV-Prophylaxe im Kindesalter über eine Empfehlung für einen möglichen früheren Beginn der medikamentösen RSV-Prophylaxe für Hochrisikogruppen beraten. Insbesondere wird hierbei die regionale Epidemiologie zu beachten sein. Von einer regionalen relevanten RSV-Krankheitslast ist dann auszugehen, wenn in einer lokal versorgenden Kinderklinik innerhalb 1 Woche mindestens 2 stationäre Kinder mit RSV behandelt werden. Ab sofort soll die RSV-Krankheitslast über einzelne Kinderkliniken und virologische Laboratorien in kurzen Abständen gemonitort werden, um entsprechende Anstiege frühzeitig zu erkennen und mitzuteilen.
— Johannes Liese, Ortwin Adams, Egbert Herting, Philippe Stock, Tobias Tenenbaum für die DGPI/GNPI/GPP/GfV/DVV