Sehr geehrte Kolleginnen, Sehr geehrte Kollegen,

im Herbst 2022 wurden in der Landeserstaufnahmestelle in Freiburg und in unserer Kinderklinik vermehrt Hautinfektionen mit Nachweis von Corynebacterium diphtheriae bei Geflüchteten registriert. Betroffen waren vorwiegend Jugendliche oder junge Erwachsene, die kürzlich nach Deutschland gekommen waren. Bei den Hautinfektionen handelte es sich um Mischinfektionen von S. aureus, S. pyogenes und C. diphtheriae. Eine sichere klinische Unterscheidung zwischen Infektionen mit oder ohne C. diphtheriae war klinisch selten möglich. (Spielberger et al., Emerging Infectious Diseases 2023, Badenschier et al., Eurosurveillance 2022).

Zur Therapie kamen, neben topischen Antiseptika, systemische antibiotische Therapien mit Clindamycin, Aminopenicillin/BLI oder Azithromycin zum Einsatz. Therapieansprechen zeigte sich bei allen Patienten in Freiburg. Die Gabe von Diphtherie-Antitoxin war in keinem Fall nötig. Deutschlandweit war die Gabe von Antitoxin aber mehrfach erfolgt.

Gemeinsam mit Ihnen würden wir nun gerne herausfinden, ob auch an anderen Kliniken oder Praxen in Deutschland und in den Grenzregionen Infektionen mit C. diphtheriae bei Geflüchteten nachgewiesen wurden und welche Therapieschemata dort gewählt wurden.

Hierfür haben wir die angehängte Excel-Tabelle entworfen, in der die benötigen Informationen abgefragt werden. Bitte berücksichtigen Sie Patienten, die zwischen 01.06.2022 – 30.09.2023 in Ihrer Klinik oder Praxis betreut wurden.

In unserer Klinik erfolgreiche Strategien zur Identifikation von Patienten waren:

  • Identifikation über die ICD-10-Codes von Hautinfektion oder Diphtherie und Herkunfts-/Geburtsland (vgl. S. 2) – Dies war in unserer Klinik überwiegend Afghanistan oder Syrien.
  • Datenabgleich über die Mikrobiologie mit Fokus auf C. diphtheriae.

Die Datenerhebung erfolgt retrospektiv für den Zeitraum 01.06.2022 bis einschließlich 30.09.2023. Die Datenübermittlung an uns erfolgt bitte ausschließlich in anonymisierter Form über die angehängte Excel-Datei. Über die Übermittlung anonymisierter Bilder von Wunden, mit oder ohne Nachweis von C. diphtheriae, würden wir uns freuen. Das Forschungsvorhaben ist von der Ethikkommission der Uniklinik Freiburg positiv begutachtet worden.

Bitte senden Sie die Daten bis spätestens 01.12.2023 an uns zurück. Wenn möglich, melden Sie uns auch zurück, wenn kein Geflüchteter mit Hautinfektion bei Ihnen betreut wurde.

Für jede/n beitragende/n Standort/Abteilung, können wir eine Co-Autorenschaft auf der Publikation anbieten. Die aggregierten Daten sollen möglichst auch auf der 32. Jahrestagung der DGPI in München in 2024 präsentiert werden.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung und Mitarbeit!

Herzliche Grüße,

Prof. Dr. Markus Hufnagel
Dr. Benedikt Spielberger


Identifikationsstrategie ICD10-Codes

Diphtherie A36.x

  • Rachendiphtherie: A36.0
  • Nasen-Rachendiphtherie: A36.1
  • Kehlkopfdiphtherie: A36.2

Hautdiphtherie: A36.3

  • Sonstige Diphtherie (inkl. toxischer Diphtherie): A36.8
  • Diphtherie ohne nähere Angabe: A36.9

Hautinfektion / Ecthyma simplex L08.x

  • Pyodermie / Ecthyma simplex: L08.1
  • Sonstige Hautinfektionen: L08.8 / L08.9
  • Erysipel: A46

Erregercodes B95.x und Z22.2

  • pyogenes als Erreger B95.0
  • aureus als Erreger B95.6
  • Grampositive Erreger inkl. Corynebacterium: B95.90
  • Keimträger von C. diphtheriae: Z22.2

Suchstrategien:

  • Alle Geflüchteten mit Hautinfektion: Herkunftsland + (L08.1/L08.8/L08.9/A46) und/oder (B95.0/B95.6/B95.90)
  • Geflüchtete mit Nachweis von C. diphtheriae: Herkunftsland + (A36.x) oder Z22.2
  • Diphtherie inkl. Nachweis von C. diphtheriae: A36.x und Z22.2