RSV in die Differentialdiagnose bei Atemwegsinfektionen mit einbeziehen: Beobachtung erster Atemwegsinfektionen mit Nachweis von Respiratory Syncytial Virus (RSV) in deutschen Kinderkliniken

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) unterstützt die

Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), der Gesellschaft für Neonatologie und Intensivmedizin (GNPI), der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie (GPP) und der Gesellschaft für Virologie / Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (GfV/DVV)

RSV-Atemwegsinfektionen treten üblicherweise vermehrt in den Wintermonaten, in Deutschland meist zwischen November und März auf.  Während der Pandemie kam es im Winter 2020/2021 am ehesten durch die Lock-Down bedingten Beschränkungen zu einem fast kompletten Ausfall der jährlichen RSV-Saison. In Folge begann die RSV Saison 2021/2022 in Deutschland – deutlich früher als erwartet – bereits im September 2021 und war bereits im Dezember 2021 / Januar 2022 in den meisten Regionen beendet (PMID: 35904753; https://doi.org/10.1007/s15010-022-01889-6). In England wurde in diesem Sommer ein geringer Anstieg der RSV Meldungen beobachtet  (National flu and COVID-19 surveillance reports: 2021 to 2022 season – GOV.UK (www.gov.uk)). Auch in Deutschland wurden in den letzten Wochen lokal vereinzelt Kinder mit RSV-Infektionen der unteren Atemwege in Kinderkliniken aufgenommen. Über das Labornetzwerk der virologischen Labore werden die RSV-Infektionen in Deutschland kontinuierlich erfasst, hier zeigen sich bisher noch keine vermehrten RSV-Nachweise. (https://clinical-virology.net/de).

Die DGPI, GNPI, GPP und GfV/DVV empfehlen daher spätestens ab 01.10.2022

  • RSV in die Differentialdiagnostik bei Kindern mit Atemwegsinfektionen einzubeziehen und eine entsprechende Virusdiagnostik aus Atemwegsmaterialien (Rachenabstrich/Rachenspülwasser) zu veranlassen
  • Dies betrifft v.a. Kinder die stationär behandelt werden müssen oder bei denen aufgrund einer besonderen Risikokonstellation mit einem komplizierten Verlauf der RSV Infektion zu rechnen ist

Sollte es zu einem deutschlandweiten Anstieg kommen, werden die DGPI, GNPI, GPP und GfV/DVV in Absprache mit der AWMF Leitliniengruppe zur RSV-Prophylaxe im Kindesalter über eine Empfehlung für einen möglichen früheren Beginn der medikamentösen RSV-Prophylaxe für Hochrisikogruppen beraten. Insbesondere wird hierbei die regionale Epidemiologie zu beachten sein. Von einer regionalen relevanten RSV-Krankheitslast ist dann auszugehen, wenn in einer lokal versorgenden Kinderklinik innerhalb 1 Woche mindestens 2 Kinder mit RSV stationär behandelt werden.

— Johannes Liese, Tobias Tenenbaum (DGPI), Egbert Herting (GNPI), Philippe Stock (GPP), Ortwin Adams (GfV/DVV)