S1-Leitlinie Aktualisierte Empfehlungen zur infektiologischen Versorgung von Flüchtlingen im Kindes- und Jugendalter in Deutschland (Stand 30.03.2022) –  AWMF-Register Nr. 048-017



Die aktualisierten Handlungsempfehlungen zur infektiologischen Versorgung von Flüchtlingen im Kindes- und Jugendalter waren am 01.04.2022 bei der AWMF als S1-Leitlinie angemeldet worden. Nach Zustimmung aller beteiligter Fachgesellschaften ist die Leitlinie am 17.7.2022 bei der AWMF eingereicht worden.

Hintergrund

Mit etwa 190.000 Asylanträgen im Jahr 2021 ist Deutschland das wichtigste Aufnahmeland von Asylsuchenden in Europa.

Die vorliegenden Handlungsempfehlungen – eine Aktualisierung der Empfehlungen aus dem Jahr 2015 – sollen eine Grundlage für eine evidenzbasierte und zielgerichtete infektiologische Versorgung minderjähriger Flüchtlinge schaffen. Die Handlungsempfehlungen wurden als AWMF Leitlinie Stufe 1 verfasst. Entsprechend wurden die Empfehlungen durch eine repräsentativ zusammengesetzte Expertengruppe der beteiligten Fachgesellschaften im informellen Konsens erarbeitet und final von den Vorständen der Fachgesellschaften offiziell verabschiedet.

Ziele

Die Handlungsempfehlungen sollen medizinisches Personal in der Versorgung minderjähriger Flüchtlinge unterstützen um

  1. einen unvollständigen Impfschutz frühzeitig zu erkennen und zu vervollständigen;
  2. übliche Infektionskrankheiten zu diagnostizieren und zu behandeln;
  3. in Deutschland seltene Infektionskrankheiten frühzeitig zu erkennen und zu therapieren.

Inhalte

Es werden Empfehlungen ausgesprochen für den Umfang der Anamnese und der körperlichen Untersuchung minderjähriger Flüchtlinge. Für alle minderjährigen Flüchtlinge wird die Bestimmung eines Differentialblutbildes sowie Untersuchungen auf Tuberkulose und Hepatitis B empfohlen.

Je nach Herkunft und Alter werden weitere gezielte Untersuchungen z.B. auf Hepatitis C, HIV oder Schistosomiasis empfohlen. Zur raschen Vervollständigung des Impfstatus wird eine alters- und Indikationsbezogene Priorisierung einzelner Impfungen vorgenommen. Bei stationären Aufnahmen wird in speziellen Risikokonstellationen ein Screening auf multiresistente Erreger empfohlen.

Ausblick

Angesichts anhaltend hoher Flüchtlingszahlen ist eine weitere Professionalisierung der medizinischen Versorgung minderjähriger Flüchtlinge notwendig. Hierzu sollten die notwendigen strukturellen und personellen Rahmenbedingungen geschaffen werden